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Medienmitteilungen

Gemeinsam die Zukunft bauen

Vom Flüchtling zur Junior-Fachkraft

Zusammenfassung

Während sich in manchen Branchen in der Schweiz ein grosser Fachkräftemangel abzeichnet und Arbeitskräfte dringend gesucht werden, verzweifeln Kantone und Gemeinden fast angesichts der finanziellen Belastungen, die die Versorgung von Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommen mit sich bringt. Ist es nicht paradox, dass in der Schweiz einerseits viel Arbeit – anspruchsvolle Arbeit – vorhanden ist, andererseits aber zahlreiche arbeitsfähige Menschen dauerhaft vom Arbeitsmarkt und dadurch oft auch aus der Gesellschaft ausgeschlossen bleiben?

Einige der Flüchtlinge hätten durchaus das Potenzial, den Berufseinstieg zu schaffen. Eine gute Beschäftigung ist insbesondere für Junge essenziell, denn sie sind motiviert und bereit, sich als Junior-Fachkräfte zu bewähren. Es gibt aber nicht wenige Hürden: sprachliche Schwierigkeiten, fehlende Qualifikationen und Kompetenzen, Unkenntnisse über das Ausbildungssystem, Isolation, kaum Netzwerke, kulturelle Differenzen …

Auf Ressourcen zählen statt auf Defizite

Solche Hürden lassen sich doch aus dem Weg räumen, sagten sich die Frunz Bauunternehmung AG aus Nussbaumen und die Sozialen Dienste der Stadt Baden Anfang 2016. So holten sie das Amt für Migration und Integration, das Lernwerk als Spezialist für Arbeits- und Berufsintegration und acht weitere Bauunternehmungen aus den Regionen Baden und Brugg für ein gemeinsames Projekt an Bord. «Um dem Fachkräftemangel im Baugewerbe entgegenzuwirken, bilden wir gemeinsam Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Personen zu qualifizierten Mitarbeitern aus», sagt Daniel Glanzmann, Geschäftsleiter der Frunz Bauunternehmung AG. Hildegard Hochstrasser, Leiterin der Sozialen Dienste Baden, doppelt nach: «So tragen wir dazu bei, die Staats- und Gemeindekassen zu entlasten.»

Eine Integrationsvorlehre – so funktioniert sie

«Es ist entscheidend, dass falsche Erwartungen gleich von Anfang an aus dem Weg geräumt werden», meint Arbeitsintegrationsspezialistin Ursula Haerri vom Lernwerk. «Vielen Flüchtlingen ist nicht klar, wie anspruchsvoll der Weg einer beruflichen Grundbildung sein kann. An zwei Bildungs­tagen pro Woche üben und verbessern sie ihre Deutsch- und Mathematikkenntnisse und lernen die Gepflogenheiten der Schweiz kennen. Aber auch Betriebe wären am Anfang kaum darauf vorbereitet, dass auch sie ihren Teil an eine funktionierende Integration beizutragen haben.» Aus diesem Grund wird eine erste Arbeitsphase immer im Lernwerk absolviert. Geachtet wird auf Schlüsselqualifika­tionen: Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Umgangsformen, Leistungsbereitschaft oder -fähigkeit. In einem weiteren Schritt lernen sich Lehrstellensuchende und potenzielle Lehrbetriebe kennen. Die Teilneh­mer können in unterschiedlichen Berufsprofilen schnuppern. Bei einem erfolgreichen Matching absolvieren die Flüchtlinge einen längeren Arbeitseinsatz bei den Firmen. Im Idealfall folgt darauf ein bezahltes Praktikum. Und wenn alles zusammenpasst, steht der Unterzeichnung eines Lehrvertrags nichts mehr im Weg.

Vorläufige Resultate

Seit August 2016 koordiniert der Verein Lernwerk in Vogelsang das Projekt «Integrationsvorlehre – gemeinsam die Zukunft bauen». Von den ursprünglich 13 Flüchtlingen sind nur 2 abgesprungen. Ein Teilnehmer hat sich vorzeitig für eine Feststelle entschieden, einer ist während dem Projekt dazugekommen. 9 Lehrverträge sind erfolgreich zustande gekommen, bei einem Kandidaten ist das Resultat noch unsicher.

9 junge Flüchtlinge aus der Region Baden und Brugg haben ein weiteres Ziel vor Augen: ihre im August 2017 beginnende berufliche Grundbildung. In zwei bis drei Jahren werden sie einen Berufsabschluss - also ein eidgenössisches Berufsattest EBA oder ein Fähigkeitszeugnis EFZ - in der Tasche haben. Das, so geben sich alle Projektbeteiligten überzeugt, wird verhindern, dass sie als Ungelernte im Niedriglohnsektor landen, wo sie erstens sozialhilfeabhängig bleiben und zweitens weiterhin ein grosses Risiko haben, arbeitslos zu werden.

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